Patrone M71 aus 45-90

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Wer in Deutschland alte Langwaffen schießen möchte kommt an der Patrone M71 oder M71/84 nicht vorbei. Da diese Patronen nicht mehr hergestellt werden, bleibt nur der Weg über das Wiederladen. Während bei den Komponenten das Geschoss, zumindest für diejenigen die selbst gießen, kein Problem darstellt, ist es vor allem die Hülse, die hier Kummer macht. Einige Anbieter liefern neue Hülsen von "Bertram" oder "Horneber" aber die Preise sind sehr hoch, da muss man schon mal an die 50 bis 60 Euro für 20 Hülsen hinlegen. 
Eine kostengünstigere Alternative für die Hülsen M71 besteht im Umformen der 45-90 Hülsen. Die Hülse 45-90 ist preislich attraktiv und mit verhältnismäßig geringen Aufwand umzuformen.

Achtung: Der Nachbau der Patrone sowie die Verwendung erfolgt auf eigene Gefahr. Ich übernehme keinerlei Haftung für Sach- oder Personenschäden die aus der Verwendung dieser Anleitung entstehen.

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Patrone 71/84 und Patrone 71

m ersten Schritt muss der Rand geringfügig abgedreht werden, da diese Maße nicht mit der M71 Patrone übereinstimmen. Bei mancher alten Büchse kann es auch vorkommen, dass das Patronenlager etwas größer ausfällt und die Hülsen ohne nachdrehen des Randes passen, dies sollte man prüfen.
Hier die Hülsen vor und nach der Bearbeitung. 

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Geschosse

Das eigentliche Umformen ist mit sehr geringen Aufwand verbunden und kann in der Standard Matrize erfolgen. Da nur der Hülsenhals minimal eingezogen wird, genügt es die Hülse zu fetten und mit einer stabilen Presse zu kalibrieren, auf das aufwendige glühen im Bereich des Halses kann verzichtet werden.
Nach dem Umformen ist die Hülse in der Regel etwas zu lang und sollte auf 60mm gekürzt werden.

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Geschoss für Papierwicklung

Hier zum vergleich
Neue Hülse 45-90 neben der Variante mit abgedrehtem Rand neben der Hülse mit eingezogenen Hals, dazu als Vergleich eine originale M71 Hülse. Der Unterschied in der geringeren Dicke des Stossbodens hat sich bei mir weder im Gewehr 71 noch im 71/84 oder im Werder bemerkbar gemacht. Bei der 45-90 ist auch das Material im Bereich des Hülsenhalses dünn genug, dass nach dem setzen des Geschosses die fertige Patrone maßhaltig ist.


Geschosse können gegossen werden, hier z.B. die Kokille von Lyman für .43 Mauser mit 340 Grain Gewicht oder auch die Kokille mit 11,15 (.446) von RCBS ...Achtung die .43ger Kokille von RCBS mit .417 ist nicht geeignet. Da die Läufe der M71 (M71/84) vom Chassepot übernommen wurden, passen diese Geschosse auch für die Chassepot Zündnadelgewehre. Die Geschosse auf .446 kalibrieren und fetten, am besten mit einem Fett, dass auch für Schwarzpulver taugt.
Als Ladung empfiehlt sich für die alten Gewehre natürlich Schwarzpulver, hier die Körnungen für Büchsen, bewährt bei mir hat sich z.B. die Körnung 0,7 bis 1mm. Ladungen mit 60 Grain sollten als Startwert genügen, bei den Werder Gewehren sollte auch nicht mehr in die Hülse kommen, sonst kann wie bereits beschrieben der Verschluss klemmen.  

Was wird zum laden sonst noch benötigt?
Eine Lochpfeife mit 12 mm sowie neue "Bierfilze" aus der Kneipe an der Ecke. Eine kleine leere Diabolo Dose und reines Bienenwachs, notfalls aus der Weihnachtskerze....:-)
Ein Stempel ( Holz oder Messingstab mit 11mm Durchmesser und 15 bis 20 cm lang sowie eine Ladepresse. Wie aus der Liste ersichtlich brauchen wir für solche Patronen einiges mehr als beim Wiederladen von Nitropatronen. Beim Laden von Schwarzpulver ist es notwendig das Pulver in der Hülse gut zu verdämmen und für die notwendigen "Schmierstoffe und Weichmacher" für Lauf und Pulverrückstände zu sorgen.
Aus den Bierfilzen werden mithilfe der Lochpfeife 12 mm durchmessende Scheiben ausgestanzt. Nach dem einfüllen der Pulverladung, wird eine der Scheiben mit dem Stab auf die Pulverladung gesetzt. Für das setzen von Bleigeschossen ist es unerlässlich den Hülsen trichterförmig zu erweitern, die erleichtert auch das Einführen der Filzscheibe, da diese etwas größer ausfällt, als der Innendurchmesser vom Patronenhals. Am besten geht es wenn die Scheibe hochkant durch den Hülsenhals geschoben wird und dann durch den Stab in der Hülse gedreht und auf die Ladung geschoben wird, der Durchmesser 12mm sorgt dann aber in der Hülse für einen festen Sitz.
In der Diabolo Dose wird Bienenwachs geschmolzen so, dass der Boden ca. 3 mm bedeckt ist, nach dem erkalten, eventuell im Kühlschrank, kann direkt mit der Hülse eine Scheibe ausgestochen werden. Mit etwas Geschick und wenn das Wachs sehr fest ist, bleibt die Scheibe im Hülsenhals und kann nun ebenfalls in die Hülse geschoben werden. Nun eine zweite Filzscheiben, wie bereits beschrieben, in die Hülse einsetzen, dann kann das Geschoss folgen. Im Aufbau haben wir nun das Pulver, eine Filzscheibe, gefolgt von der Wachsscheibe und wieder eine Filzscheiben auf der das Geschoss sitzt. Durch die drei Scheiben sollte auch das Pulver gut verdämmt sein und nicht in loser Schüttung vorliegen, eventuell bei entsprechender Setztiefe wurde die Ladung auch durch das Geschoss bereits zusammengepresst.

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Hülse und Zwischenmittel

Hier als Zwischenmittel der ausgestanzte Bierfilz.

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Bienenwachs ausstechen

Mit der Hülse die Scheiben aus dem Bienenwachs ausstechen.

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Zwischenmittel mit Wachs

So sieht es dann in der Hülse aus, nachdem auf der Wachsscheibe wieder ein Bierfilz sitzt.

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